Im Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen (EVK) nimmt – wie in vielen anderen Kliniken – die Zahl der Gewaltausübung gegen das pflegerische und ärztliche Personal stark zu. Insbesondere im Bereich der Notaufnahme herrscht ein enormes Aggressionspotenzial und eine hohe Gewaltbereitschaft vieler Patienten und Angehöriger: Verbale Gewalt bis zu körperlichen Übergriffen gegen die Mitarbeitenden ereignen sich beinahe täglich. Eine Analyse des Jahres 2023 zeigt mehr als 300 Übergriffe auf die Mitarbeitenden der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. Die meisten dieser Fälle konnte zwar zumeist glimpflich gelöst werden, jedoch ist eine solche Situation inakzeptabel. Die Lage ist für die Mitarbeitenden so belastend, dass sich das EVK entschlossen hat auf verschiedenen Ebenen Gegenmaßnahmen einzuleiten.
In der Gesundheitsversorgung müssen gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme geboten sein, um Mitarbeitende und nicht zuletzt auch das Wohl der Patienten zu schützen. Das EVK geht daher gezielt gegen Gewaltübergriffe vor und verstärkt Maßnahmen zur Gewaltprävention. Aus diesem Grund ist das Klinikum nun auch dem Netzwerk #sicherimDienst beigetreten und wirkt darin als klinischer Vertreter in der Koordinierungsgruppe mit.
#sicherimDienst ist eine Präventionskampagne des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen der NRW-Initiative „Mehr Schutz und Sicherheit von Beschäftigten im öffentlichen Dienst“. Das Netzwerk ermöglicht einen Erfahrungsaustausch im Umgang mit Gewalt und hat zum Ziel, dass die Mitglieder des Netzwerks konkrete Maßnahmen zur Gewaltprävention für den eigenen Tätigkeitsbereich entwickeln können.
„Seit einem Jahr messen wir die Zahl der Vorfälle, die sich in unserer Notaufnahme ereignen. Die Auswertung bestätigt unsere Wahrnehmung: Die Gewaltausübung gegenüber den Beschäftigten ist enorm hoch und nimmt rapide zu“, berichtet Dr. Norman Hecker, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. „Mit Beitritt zu #sicherimDienst möchten wir unsere eigenen Praxisbeispiele zum Thema Gewaltprävention einbringen und im Austausch mit den anderen Partnern weitere Schutzkonzepte für unsere Beschäftigten umsetzen“, so Dr. Hecker.
Das EVK ergreift bereits verschiedene Schutzmaßnahmen, um Gewalt gegen Mitarbeitende vorzubeugen. Dazu gehören Weiterbildungen und Trainings zur Deeskalation, Konzepte wie Telefonketten, um schnell Unterstützung anzufordern, und Schließsysteme an Türen, um sich aus einer Gefahrensituation befreien zu können. Darüber hinaus sensibilisiert das Klinikum für das Thema und ermutigt das Personal, offen über erlebte Gewalt und unangenehme Situationen zu sprechen.